Das D-A-CH-Forum «Suizidprävention und assistierter Suizid» stellt sich vor

Das D-A-CH-Forum „Suizidprävention und assistierter Suizid“ ist ein politisch und konfessionell neutraler Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in ihrer praktischen und wissenschaftlichen Arbeit mit den Themen Suizidprävention und (assistierter) Suizid befasst sind. Das D-A-CH-Forum geht zurück auf die Initiative eines Autorenteams aus den drei genannten Ländern, das den Fachartikel «Autonomie und assistierter Suizid – ein Widerspruch?» verfasste. Dabei wurde deutlich, wie wichtig eine interdisziplinäre Kooperation über die Grenzen hinweg ist, um die kollegiale wissenschaftliche Zusammenarbeit zu festigen, zu vertiefen und eine fachlich fundierte Stimme in die öffentliche Diskussion um den assistierten Suizid einzubringen. Die Gründung des Forums fand am 27. August 2023 im Rahmen des Experten-Workshops «Assistierter Suizid und Suizidprävention in Deutschland, Österreich und der Schweiz» in Schloss Hofen, Lochau (A), statt. Als erste Stellungnahme wurden die «Schloss Hofener Thesen» verabschiedet und in den öffentlichen Diskurs eingebracht. Das Forum soll Raum für Austausch, fachliche Zusammenarbeit und Erkenntnisgewinn bieten und fördert die weitere Vernetzung, den Ausbau und die Entwicklung von Aktivitäten in der Suizidprävention.

Das D-A-CH-Forum beobachtet kritisch, dass der öffentliche Diskurs um den assistierten Suizid stark von einem Autonomieverständnis geprägt ist, welches wichtige Aspekte der ethischen und humanistischen Tradition des Autonomiebegriffs ausblendet. Forschungsergebnisse und Erfahrungswissen aus Anthropologie, Entwicklungspsychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Suizidprävention und Palliativversorgung werden nicht ausreichend berücksichtigt: Autonomie ist nur möglich in Verbundenheit mit anderen Menschen (relationale Autonomie) und oft auch beeinflusst von starken unbewussten Motiven.

Die Arbeit des D-A-CH-Forums ist von dem Ethos geleitet, dass suizidale Menschen Anspruch auf Hilfe haben. Wir halten es für einen Mangel an menschlicher Solidarität, wenn Menschen mit dem Verweis auf eine «freie Entscheidung» mögliche Hilfen vorenthalten werden. Suizidalität bedeutet in der Regel, dass ein Mensch «so» nicht mehr weiterleben will. Aus der humanistischen Haltung der Lebensbejahung heraus setzen wir uns dafür ein, dass suizidale Menschen in und durch menschlich unterstützende Beziehungen andere Lösungen entwickeln können, als sich zu töten. Aller Erfahrung nach sind die meisten Menschen nach einer suizidalen Phase bereit, sich wieder auf das Leben einzulassen, und sei es auch zeitlich begrenzt, vor allem, wenn sie sich menschlich getragen fühlen.

Entschieden wenden wir uns gegen den gesellschaftlichen, ökonomischen und sozialen Druck, durch den Menschen zum assistierten Suizid gedrängt werden. Wir setzen uns ein für ein Zusammenleben, das die soziale Natur des Menschen und somit auch dessen Vulnerabilität und Angewiesenheit anerkennt und ein menschenwürdiges Leben aller – ungeachtet ihrer Stärken und Schwächen – ermöglicht. Wir sind uns daher einig, die Suizidprävention weiter zu stärken, ein solidarisches und lebenszugewandtes gesellschaftliches Klima zu fördern, so dass das Wissen Allgemeingut wird, dass suizidale Krisen überwunden werden können. Das D-A-CH-Forum unterstützt mit seinen Aktivitäten diejenigen, die mit Anfragen nach assistiertem Suizid konfrontiert sind. Durch die interprofessionelle Zusammenarbeit – insbesondere zwischen Experten aus Praxis und Forschung der Suizidprävention und Palliativversorgung – werden die sich daraus ergebenden Erfahrungen und wissenschaftlichen Ergebnisse auch für das Verständnis des assistierten Suizids zugänglich gemacht, weiterentwickelt und in die mit diesem Thema befassten Fachgebiete eingebracht.

Wir unterstützen die Ausarbeitung von Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzepten zu Suizidprävention und zum Umgang mit Wünschen nach assistiertem Suizid. Ebenso setzen wir uns ein für Schulungen in Gesprächsführung, in denen Wissen über Psychodynamik, ethische und psychologische Faktoren in der helfenden Beziehung erworben werden können. Der Einzelne soll in seinem fachlichen Urteilsvermögen und in seiner Haltung sicherer werden, wie man in der Begegnung mit suizidalen Menschen deren Todeswunsch entgegennimmt und ihre Not ernst nimmt – eine Voraussetzung für den Aufbau eines vertrauensvollen Gesprächs. Das

D-A-CH-Forum befasst sich aus wissenschaftlicher Sicht auch damit, wie sich der Umgang mit assistiertem Suizid und dessen idealisierte Darstellung in den Medien auf Individuum und Gesellschaft auswirken.

Das D-A-CH-Forum «Suizidprävention und assistierter Suizid» wird weiterhin die Entwicklungen um den assistierten Suizid aufmerksam verfolgen und sich dazu aus Sicht der Suizidprävention zu Wort melden. Interessierte können sich beim Dach-Forum unter info@d-a-ch-forum.org melden.